Erfolgreiches Comeback der Auerbacher Kerb

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Es hat viel Energie, Kraft und auch etliche Gespräche gebraucht: doch nach drei Jahren im abgespeckten Format ist die Auerbacher Kerb wieder in den Ortskern zurückgekehrt. Seit März dieses Jahres hatte die Abteilung im Kur- und Verkehrsverein daran gearbeitet, um das Traditionsfest in den Kronepark zurückzuführen und rund ums Bürgerhaus ein großes Festprogramm auf die
Beine zu stellen. Fazit: die 48. Kerb in Folge war eine erfolgreiche Mission, die
nicht nur die gewohnten Dimensionen wiederaufgenommen.sondern das lange Festwochenende sogar noch um einen zusätzlichen Tag erweitert hat: der Seniorennachmittag der Arbeiterwohlfahrt am Dienstag (17. Oktober) bot neben viel Geselligkeit auch noch einmal Auszüge aus der Kerweredd vom Sonntag, zu der sich nach dem Festzug zahlreiche Gäste vor dem Bürgerhaus versammelt hatten. Die dunklen Wolken verzogen sich rechtzeitig vor dem Auftritt des Kerweparre Andreas Fiehler, der bereits 2012 im gleichen Amt sowie bereits 2011 als Mundschenk mit dabei war. Flankiert von Mundschenk Max Rindfleisch, der seine Erfahrungen an der Weinflasche nach 2022 erneut unter Beweis stellen konnte.

Lange Kerweredd
Zusammengereimt wurde die Liste der Pleiten, Pannen und Peinlichkeiten diesmal von Norbert Bauer in Zusammenarbeit mit Markus Meyer aus dem Abteilungsvorstand. Man habe sich den Kronepark zurückerobert, betonte Fiehler vor seiner Kerwepredigt, in der viele Ereignisse des vergangenen Jahres noch einmal aufgerollt wurden. Auch das EuropaFilmfest, das im August bereits zum dritten Mal im Kronepark stattgefunden hatte. Fiehler sprach von einer schönen neuen Tradition, wenngleich Innenministerin Nancy
Faeser den Veranstaltern kurzfristig einen Korb gegeben und statt ihrer Ortsvorsteher Robert Schlappner diesen Part übernommen hatte. Der
Kerweparre gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass bei diesem weltoffenen Filmfest mit Beteiligung der Bensheimer Partnerschaftsvereine und viel Auerbacher Lokalkolorit – die Siegerskulptur stammt von Doris Bambach – noch viele Male die Leinwand aufgeblasen wird. In welcher Qualität die Kultur
auf Schloss Auerbach weitergehen wird, sei indes noch weniger klar. Ab nächstem Jahr wollen die Schlossfestspiele nach dem Abschied der
Truppe Hoffmann-Wacker, die dort 18 Jahre lang Theater gemacht hatte, einen Neustart wagen. Andreas Fiehler hofft das Beste. Auch für das ehrwürdige Herrenhaus, in dem es ab Frühjahr 2024 wieder ein gast-ronomisches Angebot geben soll. Die Ausschreibung der Hessischen
Schlösserverwaltung läuft bereits. Von lustigen Szenen auf dem Bach-gassenfest führte der einmal mehr sehr lange Report dann noch tiefer
in lokale Spezialitäten, was es ins- besondere Nicht-Auerbachern bisweilen etwas schwierig machte, den persönlichen Anspielungen und augenzwinkernden Verweisen zu folgen.

Kurzweiliger Festumzug
Doch unterm Strich hat die Abteilung das Traditionsfest nicht nur erfolgreich durch die Krise der letzten Jahre, sondern auch an seine eigentliche Wirkungsstätte zurückgeführt. Das galt auch für den Umzug, der sich von der südlichen Darmstädter Straße durch die Bachgasse über die Weidgasse und Grafenstraße bis zurück auf die B3 Richtung Bürgerhaus geschlängelt hat. Bei sonnigem Wetter machten sich 28 Zugnummern auf die Reise. Im letzten Jahr waren es lediglich zwölf Beiträge. Es gab also wieder mehr zu schauen
und zu fangen. Zahlreiche Zuschauer säumten sich an den Straßen, vor allem an der Einmündung Bachgasse, um ein gutes Plätzchen und möglichst viele süße Wurfgeschosse abstauben zu können. Der örtliche Edeka-Markt spendete massenweise Leckereien und Blumen, die Zwingenberger Kerwemacher servierten Bier und der Auerbacher Gewerbekreis verteilte neuen Wein. Die Vorhut bildete der Vorstand der Kerweabteilung mit Bürgermeisterin Christine Klein als Schirmherrin und Kerwekönigin Lena Jöckel, flankiert von Mitgliedern des Kur- und Verkehrsvereins und aus dem Ortsbeirat.

Gesund durch die Pandemie
Kerweparre und Mundschenk segelten erneut auf ihrem Kerweschiff
durch die Straßen. Die Freiwillige Feuerwehr Auerbach war mit zahlreichen Kameraden vertreten und präsentierte unter anderen das neue Tanklöschfahrzeug und einen Feuerwehrwagen Opel Blitz aus dem Jahr 1959 – damals ging die lange Blütezeit der Auerbacher Kerb langsam zu Ende. Erst 1976 wurde das Heimatfest im neuen und großen Stil wiederbelebt. Seither ohne Pause. Auch die Pandemie konnte die Kerb ab 2020 nicht versenken. Die Akteure überbrückten die gesellschaftlich-kulturelle Flaute mit viel Kreativität, Ausdauer und klaren Perspektiven für die Zukunft. Das Licht am Horizont hatte die Kerwemacher und ihre Unterstützer immer wieder motiviert, das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Verbunden mit der unmissverständlichen Ansage, dass ein solches Fest ohne Kollektivsinn, Teamgeist und neuen, vor allem auch jugendlichen Mitstreitern langfristig wenig Chancen habe. Beim Umzug war das Morgen aber noch in weiter Ferne. Die Auerbacher genossen ihre Kerb in vollen Zügen. Unterwegs mit dabei waren die Verschönerungsvereine Rodau und Hochstädten, das Auerbacher „Halloween-Haus“ und die Bensheimer Blütenkönigin Charlotte
Maschik, die Tischtennisabteilung der TSV Rot-Weiß Auerbach sowie die katholische Kita St. Michael und die evangelische Kirchengemeinde – und viele weitere mehr. Die neue Festzugsleiterin Jasmin Becker, die Ralph Stühling nach 25 Jahren abgelöst hat, konnte einen gelungenen Einstand vorlegen. Ihr Vorgänger rollte wie gewohnt im offenen VW Käfer mit. Diesmal aber im Fonds, wie das für einen Ehrengast standesgemäß ist.

Musik und Gewinnspiel
Zwischen Bürgerhaus und Rummelplatz sorgte der Musikverein Auer-
bach (die Abteilung Musik der TSV Rot-Weiß) für unterhaltsame Klänge. Die Gruppe „Auerbacher Ortsgespräch“ servierte Kerwekaffee und Kuchen. Der Montag begann mit dem traditionellen Frühschoppen. Bereits am Freitag startete die Kerb mit einer Disco, am Samstag wurden nach dem ökumenischen Gottesdienst die neuen Traditionsfiguren in ihre Ämter eingeführt und der Kerwekranz aufgehängt. Die Redaktion der Kerwezeitung hatte ein Gewinnspiel organisiert. 

Autor: tri
Quelle: Der Auerbacher / November 2023